Frühlingsprosa
Schöne Prosa Gedichte, die über den Frühling erzählen und viele weitere poetische Verse, sowie gute Links-, Bücher- und Geschenk-Tipps.
Vorfrühling
In dieser Märznacht trat ich spät aus meinem Haus.
Die Strassen waren aufgewühlt von Lenzgeruch und grünem Saatregen.
Winde schlugen an.
Durch die verstörte Häusersenkung ging ich weit hinaus
bis zu dem unbedeckten Wall und spürte:
meinem Herzen schwoll ein neuer Takt entgegen.
In jedem Lufthauch war ein junges Werden ausgespannt.
Ich lauschte, wie die starken Wirbel mir im Blute rollten.
Schon dehnte sich bereitet Acker. In den Horizonten eingebrannt
war schon die Bläue hoher Morgenstunden, die ins Weite führen sollten.
Die Schleusen knirschten. Abenteuer brach aus allen Fernen.
Überm Kanal, den junge Ausfahrtswinde wellten, wuchsen helle Bahnen,
in deren Licht ich trieb. Schicksal stand wartend in umwehten Sternen,
in meinem Herzen lag ein Stürmen wie von aufgerollten Fahnen.
(Ernst Stadler, 1883-1914, elsässischer Lyriker)
Kirschblüte bei der Nacht
Ich sahe mit betrachtendem Gemüte
Jüngst einen Kirsch-Baum, welcher blühte,
In kühler Nacht beim Monden-Schein;
Ich glaubt', es könne nichts von grössrer Weisse sein.
Es schien, ob wär ein Schnee gefallen.
Ein jeder, auch der kleinste, Ast
Trug gleichsam eine rechte Last
Von zierlich-weissen runden Ballen.
Es ist kein Schwan so weiss, da nemlich jedes Blatt,
Indem daselbst des Mondes sanftes Licht
Selbst durch die zarten Blätter bricht,
So gar den Schatten weiss und sonder Schwärze hat.
Unmöglich, dacht' ich, kann auf Erden
Was weissers ausgefunden werden.
Indem ich nun bald hin bald her
Im Schatten dieses Baumes gehe:
Sah ich von ungefähr
Durch alle Blumen in die Höhe
Und ward noch einen weissern Schein,
Der tausend mal so weiss, der tausend mal so klar,
Fast halb darob erstaunt, gewahr.
Der Blüte Schnee schien schwarz zu sein
Bei diesem weissen Glanz. Es fiel mir ins Gesicht
Von einem hellen Stern ein weisses Licht,
Das mir recht in die Seele strahlte.
Wie sehr ich mich an Gott im Irdischen ergetze,
Dacht' ich, hat er dennoch weit grössre Schätze.
Die grösste Schönheit dieser Erden
Kann mit der himmlischen doch nicht verglichen werden.
(Barthold Hinrich Brockes, 1680-1747, deutscher Dichter, Schriftsteller)
In Erwartung
Ich wartete auf dich, von Sehnsucht fast
Verzehrt, - da, ein Geräusch: du nahst! du nahst!
Zu früh gejubelt, sehnsuchtsbanges Herz!
Es war der trügerische Wind des Herbstes,
Der raschelnd durch den Bambusvorhang fahr.
(Prinzessin Nukada, 2. Hälfte 7.Jh, japanische Lyrikerin)
Die schönen Augen der Frühlingsnacht
Die schönen Augen der Frühlingsnacht,
Sie schauen so tröstend nieder:
Hat dich die Liebe so kleinlich gemacht,
Die Liebe, sie hebt dich wieder.
Auf grüner Linde sitzt und singt
Die süsse Philomele;
Wie mir das Lied zur Seele dringt,
So dehnt sich wieder die Seele.
(Heinrich Heine, 1797-1856, deutscher Dichter und Schriftsteller)
Blumen-Corso
Sechs Uhr Früh. Es ist trocken, kühl, der Himmel weisslich-blau,
"bleu-lactê" würden die französischen Schriftsteller sagen – – –.
Eine Blumenhandlung von falschen Blumen schlägt ihre Lieder auf,
graue Holzläden.
In der staubigen Auslage blüht der Frühling, Schleedornröschen;
der Sommer, Kornblumen; der Herbst, rosa und lila Astern und
die Federkugeln von Leontodon.
Ein blasses Ladenmädchen trägt weisse Rosen heraus, bekränzt
einen Wagen, der vor der Türe steht. Die Blumen riechen wie
alte Mousseline-Kleider.
Blumencorso – – – für Nachmittag 4 Uhr! Logen-Sitze 5 Kronen!
Es soll Geld unter die Leute kommen, Tausende verdienen indirekt,
hat man eine Idee?! Es geht herunter bis zum – – –.
Niemand kann es ausdenken.
Auf der Gasse steht ein junges Weib mit einem schlafenden Kinde,
starrt das "fliegende Rosenbeet" an, ein Stückchen einer
"feenhaften Welt", Rosen und Fiaker, das Mysterium des
"schönen Überflüssigen"!
Das Kind schläft tief in der reinen Morgenluft –.
Vom ersten Stocke herab blickt eine junge Dirne im Hemde zwischen
weissen Stores hervor: "Soll ich den Wagen mieten, soll ich nicht,
soll ich, soll ich nicht, soll ich – – –?!"
Das Ladenmädchen blickt hinauf: "Du Mistvieh –!"
Das Ladenmädchen gähnt, steckt dem Kutscher eine Rose in's Knopfloch.
Die junge Mutter mit dem Kinde geht weg. Das Kind schläft tief in
der reinen Morgenluft.
Die Dirne lässt die Stores herab.
Der Rosen-Wagen fährt weg, die Rosen wiegen sich, verneigen sich,
rauschen, schütteln sich, eine stürzt herab auf den Asphalt – – –.
Nachmittags mietet eine Dame und ein junges Mädchen den Wagen.
"Les fleurs sont fausses – – –" sagt das junge Mädchen.
"So – – –" sagt die Dame, "merkt man es?!"
Blumencorso. Zufahrt durch die Praterstrasse. Fliegende Blumenbeete.
Tausende verdienen indirekt!
Die junge Dirne liegt auf ihrem Bette, schläft. Die Nachmittagssonne
wärmt die weissen Stores. Sie träumt: "Rosen-Wagen – – – – –."
Das Ladenmädchen sitzt in dem dunklen dunstigen Blumenzimmer
auf einem Strohsesselchen, schläft – –. Sie träumt: "Rosen-Wagen – – –."
Das junge Weib trägt das Kind durch die Strassen. Das Kind schläft
tief in der dunstigen Nachmittagsluft –.
Die Rose, die am Morgen aus dem Wagen gestürzt ist, steht in einem
Glase in dem Zimmer eines Gassenkehrers.
Sein Töchterchen sagt: "Pfui, sie stinkt – –".
Der Gassenkehrer hätte antworten können:
"Das sind die Blumen, die auf dem Asphalt einer Grossstadt blühen – – –!"
Aber er sagte das nicht. Dazu war er zu bescheiden – – –.
Er dachte: "Es ist vom Blumencorso – – –!"
(Peter Altenberg 1859-1919, österreichischer Schriftsteller)
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